Honiganalyse

Pollenanalyse

Im Fachjargon Melissopalynologie genannt, gehört die Pollenanalyse zur Lebensmittelanalytik und beschäftigt sich mit der Untersuchung von Pollen im Honig. Dabei handelt es sich nicht um den von den Bienen in ihren Pollenhöschen gesammelten Pollen sondern um den, der beim Blütenbesuch mit dem Nektar aufgenommen wird.
Durch mikroskopische Untersuchungen können die botanische Herkunft eines Honigs, sowie die Sorte der eingereichten Probe bestimmt werden.
Mikroskopische Aufnahme von Buchweizenpollen (Fagopyrum esculentum)
© Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf

Methode der mikroskopischen Pollenanalyse

Bei einer Vergrößerung von 200-600x können die Pollen im Lichtmikroskop identifiziert und ihren Trachtpflanzen zugeordnet werden. Dazu ist es erforderlich, die Pollenkörner aus dem Honig zunächst zu gewinnen. Die Aufarbeitung erfolgt entsprechend DIN-Norm (DIN 10760:2002-05; Untersuchung von Honig - Bestimmung der relativen Pollenhäufigkeit). Der Honig wird zunächst in Wasser aufgelöst und der Pollen mittels Zentrifugation sedimentiert. Das Pollensediment wird danach auf einen Objektträger aufgebracht, getrocknet und in Glyceringelatine eingebettet.
Bei der mikroskopischen Analyse werden in einem ersten Schritt alle Pollen identifiziert und ihren Pflanzen zugeordnet. Im Honig findet man im Schnitt etwa 20-30 verschiedene Pollentypen, es können aber auch in Ausnahmen bis zu 100 und mehr sein. Dazu sind umfangreiche Kenntnisse von Pflanzen und ihren Pollen erforderlich, um beide einander zuordnen zu können. Als Vergleich dienen eigene Pollensammlungen (Vergleichspräparate) oder Pollendatenbanken. Im zweiten Schritt werden 500 Pollen nach einem vorgegebenen Schema ausgezählt und der prozentuale Anteil der verschiedenen Pollentypen bestimmt. Außerdem können im mikroskopischen Bild auch Hinweise für Anteile aus einer Honigtautracht gefunden werden. Dazu gehören u.a. Sporen, Algen, Rußpilze und Pollen nektarloser Pflanzen. Viele dieser Bestandteile nimmt die Biene beim Sammeln des Honigtaus (Ausscheidungsprodukt von Läusen) von der Blattoberseite mit auf.

Botanische Herkunft

Fliegt eine Biene in eine Blüte, so fallen durch diese Erschütterung, durch Luftbewegungen oder dem Berühren der Staubgefäße Pollenkörner in den Nektar, der sich am Blütenboden befindet. Diese werden zusammen mit dem Nektar von der Biene aufgenommen und gelangen in den Honigmagen. Der Nektar wird dann in den Zellen einer Wabe eingelagert. Durch häufiges Umtragen, dabei werden dem Nektar u.a. Enzyme (Fermente) hinzugefügt, und Ventilation trocknen die Bienen den Nektar und er reift zum Honig. Die Honigbiene legt bei ihren täglichen Ausflügen etliche Kilometer zurück und fliegt solange nur die einmal gewählte Trachtpflanze an bis die Trachtquelle versiegt ist. Dieses Verhalten der Honigbienen wird als “blütenstet” bezeichnet. Welche Trachten angeflogen werden, hängt von ihrer „Attraktivität“ ab, d. h. welcher und wieviel Nektar steht zur Verfügung. Dabei spielen u.a. die Zugänglichkeit, Menge, Entfernung, Zuckerzusammensetzung und Feuchte des Nektars eine Rolle. Sogenannte „Spurbienen“ werden vorausgeschickt, um nach attraktiven Trachtquellen zu suchen.
Die Information zu Richtung, Entfernung und Ergiebigkeit wird im Bienenvolk dann an andere Sammelbienen mittels der Bienentänze und auch durch Kostproben weitergegeben. Wie der Honig eines Volkes sich zusammensetzt entscheiden somit die Bienen. Der Imker kann etwas Einfluss nehmen, indem er mit seinen Bienenvölkern an attraktive Trachten „wandert“. Was am Ende im Honigglas ist, hängt dann auch davon ab, wann und wie oft der Imker seinen Honig schleudert, von wie vielen Völkern er den Honig bezieht und ob dieser von einem oder mehreren Standorten stammt.
Für die Angabe der botanischer Herkunft eines Honigs („Sortenhonig“) schreibt der Gesetzgeber (Honigverordnung) vor, dass mindestens 60% der Tracht von einer Pflanze stammen müssen, wobei der Pollenanteil bei 45% liegen muss, um eine Sortenangabe tätigen zu können. Die Pollenanalyse ist dabei ein indirekter Nachweis, wie hoch der Nektaranteil einer bestimmten Pflanze am Honig ist. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Bienen bei manchen Pflanzen über- oder unterdurchschnittlich viele Pollen mit dem Nektar mitbringen. Zusätzlich muss der Honig auch weitere „sortentypische“ Eigenschaften wie z.B. Geruch und Geschmack aufweisen. (Siehe Honiganalyse)

Geografische Herkunft

Der Honig liefert somit ein Spiegelbild der Pflanzen, die die Biene beim Nektarsammeln besucht hat. Die pflanzliche Herkunft des Honigs und sein Pflanzenspektrum können damit auch Aufschluss über seine geografische Herkunft geben. So kann man z.B. einen deutschen Honig von einem italienischen oder spanischen Honig am Pollenbild unterscheiden, da in diesen Ländern Pflanzen vorkommen, die es bei uns nicht gibt (z.B. Zitruspflanzen). Daraus kann abgeleitet werden, ob das im Untersuchungsauftrag angegebene Herkunftsland stimmt. Man kann sogar noch einen Schritt weitergehen, wenn das regionale Pflanzenspektrum bekannt ist.
So lassen sich Honige aus innerstädtischen Bereichen mittels Pollenanalyse deutlich von einem „Landhonig“ unterscheiden. Außerdem ist es möglich, die Pollenanalyse zu nutzen, um die Vielfalt der Trachtpflanzen einer Region zu untersuchen, wobei vor allem Wildpflanzen die Analyseergebnisse interessant machen. Daraus können Übersichten über die Trachtpflanzen verschiedener Regionen angefertigt werden. (Siehe Bienenwanderung)
Sollte also ein deutscher Honig mit importierter Ware vermischt worden sein, so kann auch dies anhand der Bestimmung der botanischen Herkunft mittels Pollenanalyse erkannt werden. Attraktivität der Trachten

Was findet man noch unter dem Mikroskop?

Während die Haare des Imkers nichts im Honig zu suchen haben, kann man unter dem Mikroskop Partikel finden, die wie Tannenzweige aussehen. Das sind die (mikroskopisch kleinen) Bienenhaare, ein natürlicher Bestandteil des Honigs.
Durch die mikroskopische Untersuchung können neben Pollen ebenfalls Elemente gefunden werden, die zumindest in größeren Mengen nicht in den Honig gehören. Hierunter fallen z. B. Hefen, die anzeigen können, dass ein Honig bereits in Gärung übergegangen ist und damit nicht mehr verkehrsfähig ist. Züchterische Maßnahmen an den Pflanzen können nur dann Einfluss auf die Attraktivität von Trachtpflanzen haben, wenn diese z.B. den Blütenaufbau verändern. Honigbienen sind dann ggf. nicht mehr in der Lage Nektar aufzunehmen, weil dieser tiefer in den Blüten liegt und die Rüssellänge der Honigbiene nicht mehr ausreicht wie z. B. bei einigen Sonnenblumensorten.